Gerhard E. Winkler ist Komponist, darüber hinaus aber Philosoph, Psychologe und Musikwissenschafter. Diese multiperspektivische Herangehensweise ist deutlich zu hören. Nicht zu vergessen seine bereits früh kultivierte Auseinandersetzung mit den Möglichkeiten der Elektronik in der Schöpfung neuer Musik.
„Für mich ist Komponieren kein abstrakter, rein innerkünstlerischer Vorgang. Mich interessiert die Verankerung der Kunst im Menschen, das Musikerleben, die Verschiedenheit der Wahrnehmung ästhetischer Vorgänge, die Lebensbezüge, in denen Kunst existiert, die Welt der Gefühle und Fantasien, die Ängste”, sagt Gerhard E. Winkler im Interview mit dem Musikjournalisten Ljubiša Tošic.
Ein Dialog. Zwei Herren. Das setzt Pirandello unter den Titel seines Theaterstücks „Der Mann mit der Blume im Mund“. Die zwei Herren – ein Sänger, ein Darsteller -, treffen denn auch in der gleichnamigen Kurzoper von Gerhard E. Winkler aufeinander. Zufällig, spät abends an einem Kaffeehaustisch in Bahnhofsnähe. Der eine ist da, weil er den Zug verpasst hat, der andere, weil er der Essenz des Lebens auf die Spur kommen möchte. Das für ihn nicht mehr lange dauern wird, weil „die Blume im Mund“ ein tödlicher Tumor ist. Man kommt, fast in der Manier Becket’s, ins Gespräch – über die Frauen, die eine zu angstvoll, die andere überfordernd – und nähert sich langsam den letzten Dingen, während die Frau immer wieder geisterhaft durch die Szene flirrt. Leben durch die anderen?
Mundbogenrelikte
In das Taschenopernfestival Salzburg 2017 hat sich Gerhard E. Winkler allerdings nicht nur mit dem Musiktheater „Der Mann mit der Blume im Mund“ eingeschrieben. Als Fortsetzung seines seit 2014 laufenden „Anamorph“-Zyklus ist auch die Uraufführung von „Mundbogenrelikte“ entstanden – eine Choreographische Studie für Harfe und Performer, die in enger Zusammenarbeit mit dem Regisseur Thierry Bruehl als hochgradig intensives Zwischenspiel zu erleben war.
Der Mann mit der Blume im Mund
Kurzoper nach Pirandello für Bariton, Sprecher und Ensemble
Auftragswerk für das Taschenopernfestival Salzburg 2017
Musik Gerhard E. Winkler
Regie Thierry Bruehl
Mann Andreas Jankowitsch
Gast Hans-Peter Jahn
Frau Constanze Passin
Mundbogenrelikte
Choreographische Studien für Harfe und Performer
Musik Gerhard E. Winkler
Regie Thierry Bruehl