Das Taschenopernfestival Salzburg 2023 schaut hinter die Kulissen der Selbst-Darstellung. Und spannt dabei den Bogen über ein Jahrhundert, das es in sich hat. Von Max Beckmann über Sophie Calle bis in die TikTok-Gegenwart.
Ich mag Max Beckmann, Sophie Calle und andere
lautet der Titel für das zehnte Taschenopernfestival Salzburg 2023. Hinter diesen beiden Namen outen sich zwei unterschiedlich berühmte Künstler, denen die Einkreisung einer Identität auf unterschiedliche Weise zum Lebensthema geworden ist.
Bei Beckmann geht es um die Hinterfragung der eigenen Identität durch vielfach gebrochene, zumindest jedoch ungeschminkt sich selbst preisgebende und aufdeckende Selbstbildnisse, um den Blick in den Spiegel.
Bei der französischen Konzeptkünstlerin Sophie Calle um die radikale “Bloßstellung” eines ihr unbekannten Menschen, dessen verlorenes und von ihr irgendwo in Paris gefundenes Adressbuch sie zur Grundlage macht, dem ahnungslosen und ihr ausgelieferten Mann durch Befragungen der Adressaten auf die Spur zu kommen. Diese für Sophie Calle als Kunstaktion gedeutete und schließlich in der Tageszeitung Liberation veröffentlichte indiskrete Dokumentation sorgte in den 1980er Jahren für einen handfesten Skandal, der bis heute nachhallt.
Julia Míhaly, Oxana Omelchuk, Alvaro Carlevaro, Bernhard Gander und Stephan Winkler sind beauftragt worden, sich mit diesem Themenfeld auseinanderzusetzen. In “reizbarer” und militant hochempfindsamer Gegenwart, die im Widerspruch zwischen Achtsamkeit und Wahrung eigener Identität und zugleich lustvoller medialer Omnipräsenz eigener Bedeutung pendelt, erhoffen sich der künstlerische Leiter des Festivals und Regisseur Thierry Bruehl, der musikalische Leiter Peter Rundel und der Dramaturg Hans-Peter Jahn fünf höchst unterschiedliche Perspektiven auf die Diskrepanzen zwischen privatem Sein und inszeniertem Schein.
Klang21 wird die Uraufführungen beim Taschenopernfestival Salzburg am 18. November 2023 im SZENE Theater Salzburg präsentieren.