Zwölf Minuten, ein Blitz und der Satz Angelus Domini nuntiavit Mariae: Drei Parameter bilden den Ausgangspunkt für Explorationen. Kaum zu glauben? Die Zeit hat ein Verhältnis. Mit dieser Frage und einer mehrfach interpretierbaren Behauptung geht Klang21 in das Taschenopernfestival 2011.
Sieben künstlerische Teams nehmen den Spielball der festgelegten Parameter auf und verfolgen auf inhaltlicher Ebene die Geschehnisse rund um die biblische Ankündigung der unbefleckten Empfängnis. Formal und ästhetisch begrenzen exakt zwölf Minuten den Spielraum, genau zur Mitte von einem obligaten Blitzschlag zerrissen.
Das Phänomen Zeit stellt sich als Herausforderung in seinen möglichen Auslegungen: die subjektiv empfundene Weile, üppig befüllt oder sparsam mit Ereignissen durchsetzt; der genormte Messwert im Countdown, unerbittlich gleichförmiger Fall der Sandkörner im Stundenglas. Dazu die symmetrische Brechung der Zeiteinheit durch das Naturschauspiel Blitz. Unberechenbar, vielgestaltig, mythologisch wie elektrostatisch aufgeladen, nicht kontrollierbar und mitunter verheerend in seinen Auswirkungen.
Ein definiertes, artifiziell und durch den Blitz zugleich unberechenbar strukturiertes Zeitintervall also, dazu ein Opernstoff, der sich an einem einzigen Satz entzünden sollte:Was auf den ersten Blick den Eindruck eng gezogener Grenzen erwecken mag, eröffnet tatsächlich vielschichtigen Raum für sieben musikalisch- szenische Auslegungen.