Wen Liu hat ein Gespür für die Mikrostruktur der Klänge und die Fähigkeit, das in größere formale Zusammenhänge zu binden. Sie verbindet instrumentale und vokale Gesten zu einer individuellen Musiksprache und hat ein starkes Klangbewusstsein.
Der Band „Sehsüchtig. Sehnsüchtig“ von Peter Hendriks ist das fotografische Tagebuch einer drogenabhängigen Frau, die sich ihr Leben und ihre Sucht mit Prostitution verdient. Wen Liu macht diese Geschichte inhaltlich und formal zum Ausgangspunkt ihrer Taschenoper „Panted Love“.
Vier Miniaturen von Wen Liu ergeben – eingestreut zwischen die anderen Kurzopern des Abends – das musikalisch-theatral fragmentierte Tagebuch einer Frau, die ihren Körper verkauft, verkaufen muss. Ihre innere Stimme trifft dabei auf die Sicht von außen, wird ihre Figur doch doppelt und zwillingshaft von einer Sängerin und einer Schauspielerin verkörpert. Zwischen Auflehnung und Resignation schwankt sie. Beste Vorsätze werden gefasst; nur um wieder im Sande zu verlaufen… Der Mann, diesfalls der Freier, bleibt sich selbst treu, einmal einfordernd und dann wieder ganz normale Nähe suchend. Als Beobachter und Kommentatoren mischen sich ein Kind und der murmelnde, summende, brummende, jugendliche Chor ein.
Painted Love – Tag 1 bis Tag 4
Musiktheater für Sopran, zwei Schauspieler, Chor und Ensemble
nach einer Erzählung von Thomas Mann
Auftragswerk für das Taschenopernfestival Salzburg 2017
Musik Wen Liu
Regie Thierry Bruehl
Sie Sachika Ito / Constanze Passin
Er Klaus Nicola Holderbaum