„Mahlzeit“ ist ein Kammertheater in fünf Stationen mit jeweils fünf unterschiedlichen Kompositionen ohne Gesang.
Das Stück ist kein in sich geschlossenes Stück (auch wenn man es so lesen wollte). Es ist als Stück für fünf unterschiedliche Projektteams geschrieben worden. Jede Szene (mit oder ohne Erzählerperspektive) wird also von einem Regisseur, respektive einem Komponisten betreut. Dadurch werden für jede Szene – und auch für die Rolle des Erzählers – unterschiedliche Schauspieler notwendig (auch wenn es sich scheinbar um die gleichen Rollenträger handelt). Mit der Vervielfältigung bestimmter Figuren gewinnt der Inhalt seine Irritationen, zugleich aber auch Allgegenwärtigkeit und Zeitlosigkeit.
Die Szenen und die Texte der Erzähler sind unterschiedliche Perspektiven auf zwei Ereignisse in jüngster Zeit. Eines fand in Österreich, ein anderes in New York statt. Diese sind verschmolzen mit einer der erregendsten Kapitel aus Ovids „Metamorphosen“ und der berühmten Falken-Novelle aus Boccacchios „Decamerone“.
Keine der Texte innerhalb der Szenen sollten von den Komponisten vertont werden. Falls Singen überhaupt kompositorisches Thema ist, kann und darf der Gesang (die singende Stimme) nur rein instrumental eingesetzt werden.
Durch die unterschiedlichen Herangehensweisen und Stile der verschiedenen Komponisten färben sich die Szenen durch deren Musik jeweils anders. Es geht tatsächlich um eine Färbung der Szenen, um ihre musikalische Dramatisierung, besser: um ihre dramatisierende Musikalisierung. Dieser Zwischenbereich zwischen „Bühnenmusik“ und „Musiktheater“, zwischen „Bühnenklang“ und „inszenierter Musik“ ist angestrebt.
Färbungen sind in der Wiedergabe der Texte auch erwünscht: Fahler Dialekt, ländlich (auch der Erzähler). Die Szenenfolge kann beliebig sein. Die hier vorgeschlagene Reihenfolge scheint mir die beste, weil sie die beiden, durch eine Pause getrennten Teile in der Gesamtspannung ausbalanciert (Hans-Peter Jahn, 2008).
Mahlzeit
Kammertheater in fünf Stationen
Libretto von Hans-Peter Jahn für das Taschenopernfestival Salzburg 2009