Najade, Undine, Melusine, Rusalka, Loreley – Wassernymphen tauchen als Elementargeister in Literatur und Musik aus dem Grund von Jahrtausenden in das Jetzt hinauf. Zauberhaft, betörend, verflucht.
Das Taschenopernfestival Salzburg 2021 geht der Sache unter dem Titel „Hilfe! Undine geht“ in vier Musiktheater-Uraufführungen auf den Grund.
Zeynep Gedizlioglu, Iris ter Schiphorst, Wolfgang Mitterer und Fabio Nieder komponieren, Peter Rundel steht als musikalischer Leiter am Pult und Thierry Bruehl inszeniert den Reigen im Zeichen des Undinen-Mythos…
…den Friedrich de la Motte Fouqué in „Undine“ als romantische Novelle erzählt und Ingeborg Bachmann in ihrer Prosa „Undine geht“ in Form, Sprache und mit logischer Konsequenz in die Realität des 20. Jahrhunderts überträgt. In jedem Fall ist es die subversive Kraft der Liebe, die Regeln und Ordnung der Gemeinschaft sprengt und das per Konvention geprägte Verhältnis zwischen Individuum und Gesellschaft außer Kraft setzt. Die Liebe als Topos für die Utopie „Leben“.
In Fouqués Erzählung schlägt das Märchenhafte dem wahren Leben ein Schnippchen und umgekehrt: Die Realität biegt das Märchen in eine unerfüllbare Möglichkeit um. In Bachmanns Erzählung hingegen werden die Protagonisten Personifikationen von chiffrierten Gestalten. Alles kann Undine und Hans sein: sowohl das andere Geschlecht im Anderen als auch die Kunst selbst in ihrer Ambivalenz zur Wirklichkeit: anschmiegsam, abstoßend, spendabel, fordernd.